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Blick auf das Innere der Basilika „St. Jakob“ in Straubing

Bischof Voderholzer feiert mit Straubingern den Abschluss der Renovierung ihrer Basilika nach insgesamt 18 Jahren

Am Sonntag, 24. Juli 2016, kommt Regensburgs Bischof Dr. Rudolf Voderholzer nach Straubing, um mit der Pfarrei „St. Jakob“ den Abschluss der Renovierungsarbeiten an ihrer Basilika zu feiern – 18 Jahre nach dem Beginn. Die Stadtpfarrkirche mit kulturgeschichtlicher Bedeutung über Altbayern hinaus erstrahlt in neuem Glanz. Wir vom Katholischen Wohnungsbau- und Siedlungswerk der Diözese Regensburg haben das Mammutprojekt steuern dürfen. 

 

Blick auf Straubing von oben, in der Mitte steht die Basilika „St. Jakob“
Blick von unten nach oben an die Decke der Basilika „St. Jakob“ in Straubing

„Was lange währt, wird endlich ‚Wow‘“, betitelte das Straubinger Tagblatt dieser Tage seinem ganzseitigen Rückblick und das Fazit. Aus urheberrechtlichen Gründen können wir den gelungenen Artikel von Ruth Schormann hier nicht einfach übernehmen. Aber wir erlauben uns, eine Reihe von Zitaten (in kursiver Schrift gehalten) anzuführen, weil sie so herrlich atmosphärisch die Gemütslagen der wesentlich Beteiligten widerspiegeln.

600 Jahre nach der Erbauung die schwärzeste Kirche Bayerns

Die Straubinger Basilika ist eine herausragende spätgotische Hallenkirche. Sie ist das Wahrzeichen der Gäubodenstadt. Erbaut wurde sie ab 1395. Aber 600 Jahre später gibt sie ein trauriges Bild ab:


Glasfenster sind beschädigt, Wasser tritt ein, Steinfiguren werden durch Verwitterung zu gesichtslosen Wesen, Stücke des Mauerwerks stürzen in die Tiefe, die nördliche Turmseite ist leicht abgesackt, Putz blättert von den Wänden, in den Fenstern klaffen Löcher, langjährige Rußansammlungen lassen St. Jakob zur schwärzesten Kirche Bayerns werden. 1998 startet eine Generalsanierung. Am dringlichsten war es, den Turm instandzusetzen. Es heißt, er sei ein „Lehrbuch für Mineralogen, da seine Steine nicht maschinell, sondern von Menschenhand in verschiedenen Zeitepochen geformt wurden“. Experten selbst von anderen Kontinenten kommen auf die Baustelle. Doch diese stockt; nicht in allen Punkten ist Einvernehmen da.

Sensation: Moses-Fenster stammt von Albrecht Dürer

2004 wird Jakob Hofmann als Nachfolger von Wolfgang Mandl Stadtpfarrer von Straubing. Im gleichen Jahr beginnt die Restaurierung der 44 prachtvollen Glasmalereifenster. Sie werden gereinigt, konserviert und schutzverglast. Dabei wird das Moses-Fenster über dem südöstlichen Eingang als eine Arbeit Albrecht Dürers identifiziert. Eine Sensation! Die wertvollen Schätze der Glasmalerei zu sichern und aufzuarbeiten dauert fünf Jahre. Im Oktober 2011 geht es weiter mit der Innenrenovierung. Pfarrer Hofmann hatte sich schon beim seinerzeitigen Dienstantritt in Straubing über das Kircheninnere gedacht: Es war „düster, schwarz und von Sammelsurium von Dingen, die ich woanders hingetan hätte“. Inzwischen stellt der Geistliche zufrieden fest:


Durch die neuen Lautsprecher und die Helligkeit, die die Basilika je nach Sonnenstand mehr oder weniger durchströmt, bringe die Feier des Gottesdienstes „viel viel mehr Erhebung“. Sollte es einmal bewölkt sein, helfen über 300 einzeln steuerbare Strahler: Für die passende Stimmung im Gotteshaus – von „Meditation“ bis „Festtag“ – kann der Mesner (…) Intensität und Fokus der Lichter auswählen.

Unglücksfälle, aber keine schlimmen Unfälle

2012 nochmals ein Rückschlag: Eigentlich war nicht vorgesehen, das komplette Dach neu einzudecken. Doch die Schäden aufgrund unsachgemäßer früherer Arbeiten ließen keine andere Wahl. Dafür wurde das angeblich größte Baugerüst Niederbayerns gestellt und die Basilika für Besucher gesperrt. Als Folge des undichten Dachs mussten im Kircheninneren auch Salzblumen entfernt werden; diese hatten die Farbe weggedrückt. Kurz vor der Wiedereröffnung der Kirche am dritten Adventssonntag 2013 – damals auch schon mit Bischof Rudolf – wären fast die wichtigsten Protagonisten der Baumaßnahme verunglückt beim Aufhängen des Ewigen Lichts. Neben dem Stadtpfarrer an vorderster Stelle der zuständige Architekt Michael Nadler aus Landshut:


Auf einmal tat es „einen Riesenschebberer“ und die Ewig-Licht-Ampel sauste zu Boden – in tausend Teile zerbrochen, erinnert sich Nadler und schüttelt ungläubig den Kopf. Das Stahlseil hatten einen Fabrikationsfehler (…). „Das war die größte Schrecksekunde, wir hätten ja drunter stehen können“, sagt Nadler und ist froh, dass in all den Baustellenjahren kein schlimmer Unfall passiert ist.


Lieb und teuer sei ihm die Straubinger Basilika geworden, versichert der Architekt. Mit Herzblut sei er immer bei der Sache gewesen. Acht Jahre sei er zu seinem bisher größten, schönsten und schwierigsten Projekt gependelt und habe so kilometermäßig einmal die Welt umrundet. Und jedes Mal, wenn er die Kirche betrete, habe er einen „Wow-Moment“.

Kommt noch genug Geld für eine neue Orgel zusammen?

Glücklich schätzt sich Michael Nadler, zum Schluss noch mit der positiven Nachricht aufwarten zu können, dass er bei der Innenrenovierung wohl unter den veranschlagten Kosten von gut 10 Mio. € bleiben wird. Er schätzt, dass insgesamt von der Turmspitze bis zu den Bänken rund 20 Mio. € aufgewendet werden mussten. 45 % trägt die bischöfliche Finanzkammer. 20 % steuert der Entschädigungsfonds des Kultusministeriums bei, weil der Nachweis erbracht werden konnte, dass es sich bei „St. Jakob“ um ein „national bedeutendes Denkmal“ handelt. Nach Abzug der Zuschüsse der Stadt Straubing (10 %), der Bayerischen Landesstiftung Denkmalschutz und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Bezirk Niederbayern muss die Pfarrei für einen Eigenanteil von etwa 20 % aufkommen. Zur Unterstützung war schon 1997 ein Kirchenbauförderverein gegründet worden. Peter Mittermeier ist seither dessen Vorsitzender. Seine Frau habe ihn damals bremsen wollen:


„Komm fei ja ned mit einem Amt heim“, erzählt er lachend. Doch er konnte nicht anders: „ich bin in der Kirche getauft worden, hatte dort Kommunion und bin im Zentrum aufgewachsen – ich fühle mich dieser Kirche schon ein Leben lang verbunden“, erklärt er. (…) Immer wieder hatten er und seine Mitstreiter neue Ideen; „um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen“, sagt er und lacht herzlich. Von der Wurstkette, die vom Turm hing, bis zur Dachziegel-Schätzaktion und dem aus dem Jahresreigen nicht mehr wegzudenkenden Fischpflanzerl- und Ostereierverkauf. „Wir haben schon Vorbestellungen für das nächste Jahr“, berichtet Mittermeier.


Auch Pfarrer Hofmann denkt schon über den 24. Juli 2016 hinaus:


„Die Zeit war zwar anstrengend, aber erfolgreich, und es gibt eine Erfüllung für diese Arbeit“, sagt Hofmann und hofft nun auf ein schönes Pfarrfest. Und natürlich wäre es die Krönung, wenn in den nächsten Jahren dann auch noch eine neue Orgel für St. Jakob kommt.

Blick auf die einzigartigen Kunstwerke in der Seitenschiffen der Basilika „St. Jakob“ in Straubing
Blick auf den Altar in der Basilika „St. Jakob“ in Straubing
Blick auf die Rückseite des Hochaltars der Basilika „St. Jakob“ in Straubing