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Rückblick auf 70 Jahre KWS

Wie viele andere kirchliche Wohnungsbauunternehmen feiert auch das KWS in diesem Jahr 70. Geburtstag. Wir haben uns deshalb mit Maximilian Meiler, dem Geschäftsführer des Unternehmens, unterhalten.

Warum sind gerade vor 70 Jahren solche Unternehmen entstanden?

Die Gründung der Unternehmen fiel in die Nachkriegsjahre. Viele Menschen hatten damals kein Dach über dem Kopf, waren heimatvertrieben und auf der Flucht. Besonders die Diözese Regensburg war aufgrund der langen Grenze zur damaligen Tschechoslowakei stark betroffen. Die Kirche erklärte aufgrund der unendlichen Wohnungsnot den Wohnungsbau zum vorrangigen Ziel kirchlicher Daseinsfürsorge.

Im Mittelpunkt stand die Schaffung von Wohnraum zur Miete und zum Erwerb. Bischof Dr. Buchberger unterzeichnete am Heiligen Abend 1948 die Gründungsurkunde des KWS Regensburg. Seit 1949 ist das Siedlungswerk als gemeinnütziges Unternehmen aktiv. Es stand unter dem Schutz des heiligen Michael.

Die Gesellschafter setzten sich aus kirchlichen Stellen, gemeinnützigen und wohltätigen Stiftungen und Vereinigungen der Diözese zusammen. Dazu gehörten, die Diözese Regensburg als Körperschaft des öffentlichen Rechts, der Diözesan-Caritasverband, der Bischöfliche Stuhl und die Bischöfliche Knabenseminarstiftung, die bis heute Gesellschafter des Unternehmens sind.

Wie hat sich das KWS und sein Leistungsangebot in dieser Zeit entwickelt?

Unser ursprünglicher Gründungsauftrag ist heute aktueller denn je. Die Nachfrage nach Wohnraum
ist ungebrochen groß. Die Flüchtlingsthematik verstärkt diese Entwicklung zunehmend. Heute sind wir ein modernes Dienstleistungsunternehmen rund ums Planen, Bauen, Vermieten und Verwalten.

Unsere tägliche Arbeit ist nach wie vor geprägt von unserem Gründungsgedanken und dem kirchlichen Auftrag. Wir schaffen und bewirtschaften Wohnraum insbesondere für Zielgruppen, denen auf dem freien Wohnungsmarkt diverse Barrieren entgegenstehen. Wir haben beispielsweise Studentenwohnheime, eine Wohnanlage für generationenübergreifendes Wohnen und altersgerechte Wohnungen mit Betreuungsangebot gebaut; und das an unterschiedlichen Standorten im Bistum Regensburg.

Wo liegen die Schwerpunkte im Portfolio des Regensburger Unternehmens heute?

Diese liegen in der Bewirtschaftung und Entwicklung unseres eigenen Wohnungsbestandes. Hier decken wir als Vermieter von Wohnraum alle Lebensphasen der Menschen ab. Für Familien, Alleinstehende, junge Leute in Ausbildung bis hin zu Senioren im Ruhestand.

Wir sehen uns nach wie vor als das Wohnungsunternehmen der Diözese Regensburg. Wir sind deshalb ausdrücklich nicht nur in der Stadt Regensburg, sondern auch in fast allen Regionen des Bistums unterwegs. Daneben sind wir als Immobilienverwalter und Baubetreuer mit umfangreichem Leistungsspektrum insbesondere für kirchliche Einrichtungen und Institutionen tätig.

Es geht uns darum, kirchliche Institutionen wie z.B. örtliche Pfarreien bei administrativen Tätigkeiten im Bereich „Bauen und Verwalten“ zu entlasten, damit diese sich auf ihre eigentliche Aufgabe als Seelsorger konzentrieren können. Wir sehen uns hier als professioneller und kompetenter Partner. 

Können sich auch Privatleute an Sie wenden und Dienstleistungen in Anspruch nehmen?

Der Fokus unserer Arbeit liegt schon in der Dienstleistung für kirchliche Einrichtungen und Verbände. Wir bieten aber unsere Leistungen auch Interessenten außerhalb des kirchlichen Bereichs an, sofern die grundsätzlichen Einstellungen des Interessenten mit den unseren in Einklang zu bringen sind. Wir sind uns unserer Kirchlichkeit und der damit verbundenen ethischen Verpflichtungen bewusst. Wir würden beispielsweise keine Immobilienverwaltung übernehmen, bei dem es dem Eigentümer um das ausschließliche Ziel der Gewinnmaximierung geht. 

Baut ein kirchliches Wohnungsbauunternehmen besser als ein nicht-kirchliches? Wo liegen da Unterschiede?

Wir haben den „Vorteil“, dass unsere Arbeit nicht renditegetrieben ist. Es können deshalb auch Projekte durchgeführt werden, von denen manch anderer Investor, der seine „Aktionäre“ zufriedenstellen muss, eher Abstand nehmen würde. Die Berücksichtigung einer „sozialen Rendite“ ist uns wichtig. Deshalb können wir bei Projekten auch den langen Atem haben und durchaus auch an Standorten außerhalb der Metropolregionen neuen Wohnraum schaffen. Selbstverständlich bauen auch wir qualitativ hochwertig und müssen wirtschaftlich handeln. Aber die erwirtschafteten Finanzmittel kommen unseren Beständen und Neubaumaßnahmen wieder zugute. Wir arbeiten außerdem gerne mit heimischen Firmen zusammen. Eine barrierearme und energieeffiziente Bauweise ist für uns selbstverständlich.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer steht in einem Haus und segnet es

Wann ist ein Projekt gelungen?      

Für uns ist ein Projekt gelungen, wenn wir bei der Segnung der Wohnanlage in glückliche Mietergesichter blicken können. Aber natürlich sollten daneben auch Zeit und Kosten im Rahmen bleiben.

Müssen Ihre Mitarbeiter/innen jeden Morgen den Rosenkranz beten? Müssen Sie kirchlich geprägt sein?

Wir verwalten unsere Wohnungen mit eigenem Personal. Professionelle und persönliche Kundenbetreuung ist uns wichtig. Der Mieter steht bei uns im Mittelpunkt. Unsere Mitarbeiter müssen fachlich top sein und gleichzeitig die Werte und das Selbstverständnis der Kirche mittragen.

Gibt es herausragende Ereignisse/Projekte in den 70 Jahren des Bestehens?

Unsere Wohnungsbestände wurden kontinuierlich weiterentwickelt und modernisiert. Die Übernahme von zwei Studentenwohnheimen in den 2000er Jahren waren sicher maßgebliche Projekte. Wir haben somit rund 400 Studentenapartments in Regensburg im Angebot.

In Zusammenarbeit mit der Caritas haben wir viele Wohnungen mit Betreuungsangebot, immer in Nachbarschaft eines Caritas-Pflegeheimes gebaut; aus unserer Sicht auch ein Vorzeige-Modell.

Das umfangreiche Neubauprogramm auf Initiative unseres Regensburger Bischofs in den letzten fünf Jahren ragt sicher heraus. Neben der Realisierung einer Gemeinschaftsunterkunft für 100 Flüchtlinge in Regenstauf beinhaltet dieses auch ein Neubauvolumen von rund 300 neuen Wohnungen an verschiedenen Standorten der Diözese Regensburg mit einem Mix aus barrierefreiem Wohnraum, Betreutem Wohnen, behindertengerechtem Wohnen, Wohnraum für einkommensschwache Haushalte sowie allgemein bezahlbaren Wohnungen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Immobilienbranche in Deutschland und regional?

Um nur drei Kernaufgaben der Immobilienbranche zu nennen: Digitalisierung, demographischer Wandel und Ökologie.
Wir wollen zukünftig beispielsweise mit einem digitalen Prozess die Plätze unserer Studentenwohnheime vermieten. Eine rein digitale Bewerbung für alle unsere Wohnungen wird es ebenfalls bald geben.
In den Ballungszentren werden die Wohnungsmärkte weiter angespannt sein; in der Diözese Regensburg insbesondere in den Großräumen Regensburg und Landshut. Hier gab es enorme Mietpreissteigerungen in den letzten Jahren.
Bezahlbarer Wohnen wird also zentrales Thema der nächsten Jahre bleiben. Im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel unserer Gesellschaft werden wir in Zusammenarbeit mit der Caritas weiter neue alternative Wohnformen entwickeln. Die Ökologie ist aktuell präsenter denn je. Wir stehen hier noch vor großen Herausforderungen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Von der Politik? 

Die Politik sollte Unterstützung für schnelleren und günstigeren Wohnungsneubau leisten. Wir brauchen zum Beispiel Bauland und eine Stärkung der sozialen Wohnraumförderung. Um noch schneller voranzukommen, müssen auch überflüssige Regelungen im Baurcht abgeschafft werden. Die überbordende Bürokratie blockiert auch hier häufig die Neubauprojekte.

Wir wünschen uns für die Zukunft weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit der Diözese Regensburg, den örtlichen Kirchenstiftungen sowie dem Diözesan-Caritasverband. Nur dank deren Unterstützung - u.a. durch die Zurverfügungstellung von Bauland auf Erbbaurechtsbasis - können wir die zahlreichen Neubauprojekte realisieren.